Das Architekturbüro Christ & Gantenbein aus Basel gewann 2002 den international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb für die Sanierung und Erweiterung des Landesmuseums in Zürich. Die Umsetzung erfolgte als Arbeitsgemeinschaft mit uns. Aufgrund der Dauer der politischen Prozesse wurde das Projekt in drei Etappen aufgeteilt. Wir übernahmen die Leitung des Generalplanerteams über alle Phasen hinweg und die Gesamtleitung Realisierung. Darüber hinaus verantworteten wir Kosten, Termine, Beschaffung, Bauleitung, Mängelbehebung und Inbetriebnahme.
Sämtliche Bauarbeiten erfolgten bei laufendem Museumsbetrieb. In enger Abstimmung mit der Betriebsprojektleitung des Landesmuseums und unter Berücksichtigung der Besucherführung definierten wir die Bauetappen sowie die Schnittstellen und koordinierten die Baustellenlogistik. Während des Betriebs der Grossbaustelle galt unsere Aufmerksamkeit verstärkt dem Lärm- und Erschütterungsschutz sowie den hohen Sicherheitsanforderungen des Museums. Alle Bauarbeiten erfolgten unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und in engem Kontakt mit den Behörden. Als eines der ersten Museen in der Schweiz erreichte das Landesmuseum den ‘Minergie Standard‘, der Neubau der Etappe B sogar den ‘Minergie-P- Standard‘.
Sanierung Altbau I Etappe A (2002-2010)
Die in den letzten hundert Jahren stark veränderten Räume des Bahnhoftrakts sollten zu ihrer Originalsubstanz zurückgeführt und für einen zeitgerechten Ausstellungsbetrieb energetisch und haustechnisch saniert werden. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Anforderungen des Brandschutzes und der Erdbebenertüchtigung. Die bestehende Decke zwischen der Säulenhalle im Erdgeschoss und der imposanten Ruhmeshalle im Obergeschoss wurde ersetzt. Die Abbrucharbeiten bedurften aufwendiger Schutzmassnahmen. Eine temporäre Stahlfachwerkkonstruktion stützte die Aussenwände; eine provisorische Abbruchbühne schützte den historischen Terrazzoboden im Erdgeschoss. Eine Betonkonstruktion bildete das Gewölbe der Säulenhalle nach. Im Sommer 2009 konnte der Museumsbetrieb im sanierten Südteil aufgenommen werden.
Erweiterungsbau und Sanierung Kunstgewerbeflügel I Etappe B (2002-2016)
Der Erweiterungsbau ergänzt die 1898 von Gustav Gull errichtete u-förmige Museumsanlage, sodass ein Rundgang durch den Alt- und den Neubau möglich wird. Durch die Verwendung von Tuffstein als Zuschlagstoff für die Sichtbetonfassade nimmt der Neubau Bezug zur Fassade des Bestandsbaus. Hierfür wurde in Abstimmung mit den ArchitektInnen, BauingenieurInnen und dem Betonwerk eigens eine neue Betonrezeptur entwickelt. Die Ausführung des Neubaus erfolgte komplett ohne Schwindfugen. Dies verlangte eine präzise Planung der Betonieretappen sowie eine kontinuierliche Überprüfung und Dokumentation der Betoneigenschaften über die gesamte Bauzeit hinweg. Als moderne Interpretation des Terrazzobodens wurden geschliffene Betonböden erstellt. Gemeinsam mit der ausführenden Firma entwickelten wir hierfür innovative Arbeitsweisen. Der Neubau bietet flexible Ausstellungsflächen, eine Bibliothek und ein grosszügiges Auditorium. Im Sommer 2016 fand die Einweihung statt.
Sanierung Altbau I Etappe C (2015-2020)
Die abschliessende Etappe beinhaltet die Sanierung des Hof-, des Ost- und des Westflügels, die mehrheitlich Ausstellungsräume umfassen. Insbesondere die Sanierung der Bausubstanz im Westflügel stellte höchste Anforderungen an die Bauleitung und an die Baulogistik. Die historischen Zimmer aus dem 16. und 17. Jahrhundert mussten vorsichtig ausgebaut und eingelagert werden. Nach deren aufwendiger Restaurierung und nach Abschluss der Rohbausanierung konnten die historischen Bauteile an ihre ursprüngliche Position zurückkehren. Die Kuratorin des Museums begleitete den Restaurationprozess eng. Im Hof- und im Ostflügel befinden sich nun die Verwaltung des Landesmuseums und ein neuer Museumsshop. Die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege beurteilt die Sanierung und Erweiterung als ausgezeichnet, wegweisend und beispielhaft im Umgang mit dem baulichen Erbe der Schweiz.
Architektur
Beauftragung
Projektdauer
Ort
Zürich | ZH